Eine Stadt klingt – und Brackenheim wird zur Musik-Stadt
Helga El-Kothany
„17000 Einwohner - und so eine Bandbreite von Chormusik! Das ist genial!”
Die Begeisterung von Moderatorin Christiana Berken-Mersmann, Vorstandsvorsitzende von „taktlos - Der Chor”, Vizepräsidentin des Chorverbands Heilbronn und selbst aktives Chormitglied, teilen nach wenigen Takten die vielen hundert Zuhörer am vergangenen Sonntagabend im Bürgerzentrum. „Eine Stadt klingt!” - nach jahrelanger Pause bestreiten sieben Chöre und zwei Orchester den seit 1997 erfolgreichen Konzertabend.
Schwungvoll begrüßt wird das Publikum von den Allerjüngsten, der Kinderkantorei unter der Leitung von Gabriele Bender. „In Brackenheim, da ist was los, da kannst du was erleben.” Damit sich wirklich alle Gäste angesprochen fühlen, jubeln sie ihr „Willkommen” gleich mehrsprachig in den Saal - und ernten den ersten stürmischen Applaus ihres Lebens! Nur wenig älter sind die Jüngsten in Julius Gyurcseks Kinder- und Jugendchor, die ebenfalls auswendig mit anspruchsvollen Songs überraschen und für ihren „Wunderfinder” auch donnernden Beifall erhalten. „So viel Jugend auf der Bühne! Das ist toll!”, freut sich die Moderatorin, die zwischen den Auftritten das Publikum unterhält und über so manches informiert. Als 1997 das Bürgerzentrum, „die Halle für alle”, eingeweiht wird, wünschen sich die Chöre ein Klavier. Im Gegenzug für „Eine Stadt singt” wird ein Flügel gekauft. Die Veranstaltung kommt so gut an, dass sie im Zwei-Jahres-Rhythmus beibehalten wird. Dass nun bei dem 12. Musikabend aus dem „singt” ein „klingt” geworden ist, hat natürlich einen Grund. Nach der Pandemie fallen zwar Chöre weg, dafür haben sich das Akkordeonorchester BelAkkord und die Bläserklasse des Musikvereins für Erwachsene angeschlossen.
Kontrastreich geht das Programm mit „taktlos - Der Chor” weiter - mit einem sentimentalen „Fix you”, auf der Gitarre begleitet von Nico Seiler, der Metal-Ballade „Nothing else matters” und dem rasanten „It’ll be a long time”, bei dem Dirigentin Tabea Raidt mit sehr viel Elan zur „Höchstgeschwindigkeit” antreibt. 2019 aus dem Chor hervorgegangen ist OnBeat. Acht junge Frauen und Leiterin Katharina Staiger, begleitet von Nico Seiler, Gitarre, Lukas Deigner, Cajón, Jona Schrettlinger, Piano, mit einem Pop-Medley, „Alles nur geklaut” und dem Backstreet Boys-Hit „I want it that way”. Beifall, Begeisterungsrufe und ein bewunderndes „Ich ziehe den Hut davor, mit acht Frauen auf der Bühne zu stehen” der Moderatorin. Alle Chöre haben im Lauf der Jahre ein beachtliches Niveau erreicht.
So Chorisma Stockheim, mit Hajnalka Klooz und einem ansprechend arrangierten „Wunder geschehen”, bei dem die sieben Männer im Chor brillieren können. „Es müssen nicht immer nur Gospels sein”, haben sich wohl die Hausener Gospel Voices und Alexander Illg gedacht und beenden ihren Auftritt mit fetzigem Rock’n’Roll, der Chor und Publikum gleichermaßen begeistert. Die regenbogenfarbigen Sängerinnen und Sänger von Arcobaleno des TGV Dürrenzimmern haben sich für Golden Oldies wie „Da doo ron ron” und „Summerwine“ entschieden. Schon der furiose Auftakt reißt mit! BelAkkord mit Dirigentin Marion Bammert beweist mit dem einstigen Welthit „Eloise” sein Können: tempo- und stilreich, mal dynamisch-dramatisch, mal sentimental - virtuos gemeistert. Und auch die Newcomer von „Let’s play”, unterstützt von Spielern des Stammorchesters, zeigen mit dem stimmungsvollen „The Avengers”, wie schnell sie musikalische Höhen erklommen haben.
Nach so vielen gelungenen Darbietungen quer durch alle Genres findet Gerald Kranich, Präsident des Chorverbands Heilbronn, nur lobende Worte und ernennt die Heuss-Stadt kurzerhand humorvoll zur Musik-Stadt!
Da muss natürlich auch Bürgermeister Thomas Csaszar beim gemeinsamen originellen „ABBA-Händel-Beethoven-John Miles-Mark Forster”-Medley als Sänger mit auf die Bühne!