Jeder Arbeitstag ein Urlaubstag!
Zum Doppeljubiläum auf Planwagentour - gemeinsam für den Wein und die Landschaft unterwegs
Helga El-Kothany
Die Temperatur ist leicht über dem Gefrierpunkt. Ein starker Wind fegt über den Planwagen, von dessen Dach sich in regelmäßigen Abständen das Regenwasser über die Seitenplanen wie ein Vorhang ergießt.
Es ist kein Wetter für eine Planwagenfahrt mit Weinprobe durch Brackenheims Weinberge. Aber genau das hat die gut gelaunte Festgesellschaft vor der Kellerei in Brackenheim vor. Gleich zwei Jubilare haben dazu eingeladen. Daher wird die Sektflasche für den Begrüßungstrunk auch nicht wie sonst einfach geöffnet, sondern sabriert! Geköpft mit einem Champagnersäbel!
„Jubilarin“ Regine Sommerfeld feiert ihr „neues Leben“ - 15 Jahre als Weinerlebnisführerin und Weindozentin mit Leib und Seele. Mit großer Liebe zum Wein und zum Zabergäu hat sie bereits tausende Gäste aus aller Herren Länder in den hiesigen Rebensaft und seine Lagen eingeführt. Zweiter Jubilar ist Wein- und Obstbauer Mathias Kühner. Vor zehn Jahren hat er sich einen Planwagen zugelegt, mit denen er die Gäste durch die Weinberge fährt, angespornt von Regine Sommerfeld und oft mit ihr unterwegs. Für ihn ist die Jubiläumstour eine Premiere: Zum ersten Mal fährt er im Wagen mit, während er sonst den Traktor steuert. Das übernimmt diesmal Armin Eberle. „Ich liebe Weinproben”, gesteht die Weindozentin. Dabei geht es ihr nicht nur um den Geschmack, sondern um das „Reinriechen” in die Gläser, das Eintauchen in die Aromen, von denen der Mensch 4.000 unterscheiden könne.
Mit „an Bord” sind die württembergische Weinprinzessin Jule Mayr, Fachleute von der Weinbauschule Weinsberg und der Kellerei, vom Neckar-Zaber-Tourismus sowie die Ehrengäste Karin und Peter Schächinger als häufigste Mitfahrer bei den Weintouren. Mit Begeisterung lässt sich Regine Sommerfeld über die Weine aus, anschaulich und so blumig wie deren Bouquet, sodass selbst jemand, der gar keine Ahnung von Wein hat, eine Vorstellung bekommt – und noch eine Menge über Land und Leute erfährt. Mathias Kühner geht auf biologische und wirtschaftliche Aspekte ein, verweist auf den viel zu frühen Austrieb der Reben, die Gefahr durch Fröste. Zwischen den Weinproben an windgeschützten Haltepunkten wird unter den Gästen gefachsimpelt, die kritische Lage des Weinbaus diskutiert. Den Weinerlebnisführern komme eine wichtige Aufgabe zu, sagt Volker Schiek, Vorsitzender des Neckar-Zaber-Tourismus. Führungen seien die beste Gelegenheit, Wein und Menschen kennenzulernen. „Es gibt viel Potenzial hier.”
Zum Beispiel den beliebten Zweifelberg-Ausschank, der am 25./26. Mai seinen 30. Geburtstag feiert. „Man genießt den Wein dort, wo er wächst und schmeckt”, sagt Mathias Kühner. Ein Gewinn sind die Planwagentouren. „Man muss mit den Pfunden wuchern, die wir noch haben ”, mahnt Rolf Hauser, früherer Leiter der Weinbauschule Weinsberg. Alle hoffen, dass die nächsten Generationen den Weinbau weiterführen, davon leben und die Landschaft attraktiv erhalten können.