Kelterfest Neipperg – schwungvoll dynamisch dem Diamantenen Jubiläum entgegen
Helga El-Kothany
„Den ganzen Tag habe ich darauf gewartet”, sagt Gabriele Neumeister am Samstagnachmittag und verweist auf den knusprigen Schlegel des besonders wohlschmeckenden halben „Giggerle", das auf dem Neipperger Kelterfest geradezu Kultstatus erreicht hat.
Wer es vegetarisch oder gar vegan mag, findet mit knackigem Krautsalat und perfekt gewürzten Falafel aus Odenwälder handgedarrtem Grünkern - der Erzeuger hat es sogar in eine ARTE-Dokumentation geschafft - eine attraktive Alternative zum Hähnchen. Und bei dem erstklassigen Angebot an der üppig geschmückten Bar in der Kelter kommt auch jeder Weinliebhaber auf seine Kosten.
Wo sich in kühleren Jahren bereits Besuchermassen drängen, geht es zum Auftakt des Festes am bisher wohl heißesten Tag des Jahres noch ruhig zu. Wo ist es erträglicher? In der Kelter oder im Schatten im Freien? Je weniger man sich bewegt, umso besser. Das wissen auch die beiden Damen an der Kasse. „Wir bewegen nur das Gehirn”, sagen sie lachend.
Selbst dem Stecker einer Fritteuse wird es zu heiß. „Aber Gott sei Dank haben wir Fachleute, die das hinkriegen”, sagt Thomas Ballmann, 2. Vorstand des TuG Neipperg, der mit unzähligen Helfern die wichtigste Veranstaltung des schnuckeligen Weinörtchens ausrichtet.
Das angenehme Ambiente am Fuß des Burgbergs mit ausgewählten Weinen, regionalen Softdrinks und leckeren Speisen sowie abends die „Besenkracher” mit Volks- und Partymusik laden schon samstags Hunderte von Gästen zum Fest ein, dessen Aufbau viele Neipperger seit Dienstag auf Trab hielt und nun von 326 Schichten besetzt ist. Von Kehrtrupps ab 6 Uhr morgens bis zu den letzten Helfern fast 24 Stunden später. Allein 42 Personen hätten die Kelter bestuhlt und dekoriert, sagt Ballmann, darunter 15 Kinder und Jugendliche. Für ihn ein gutes Zeichen, dass das Fest Zukunft hat.
Spät füllt sich die Kelter, wo die Geislinger „Besenkracher” zum Auftakt Volksmusik à la Oberkrainer präsentieren. Danach geht die Party richtig los! „Hoch die Gläser”, fordern die Lederhosen-Musiker auf. Und aus hunderten Kehlen ertönt ein Prost-Dreiklang.
Trotz Hitze geht's beim Kelterfest-Walzer mit Schunkeln auf Tuchfühlung. „Hey, Nachbarin, häng di bei mir ein”, dröhnt die Aufforderung von der Bühne, die prompt befolgt wird.
Sängerin Caro weiß, wie man dem Publikum noch weiter einheizt. „Ich bin ein Dorfkind” dürfen die textsicheren Gäste immer wieder zeilenweise allein singen. Und mit „Viva Colonia” und dem “Anton aus Tirol” lassen sich auch die Zabergäuer mitreißen, und schließlich wird selbst auf den Bänken getanzt.
Offiziell eröffnet wird das Fest erst am frühen Sonntagnachmittag mit der württembergischen Weinkönigin Larissa Salcher und Bürgermeister Thomas Csaszar, mit flotten Sprüchen von den „3 Richtigen“ eingeführt, die an dem sonnigen Kaffeenachmittag mit Musik und Unterhaltung von Bank zu Bank ziehen.
Für die Besucher auf dem ältesten Weinfest im Unterland hat die gekrönte Weinbotschafterin noch einen gereimten Rat im Gepäck: „Kennst du einen Winzer und der hat gute Weine, dann halt dich gut mit ihm, sonst säuft er sie alleine.“
Allein trinkt niemand in der Kelter. Gemeinsam mit Jürgen Conz, Vorstandsvorsitzender der Weingärtner Stromberg-Zabergäu, lädt sie die Gäste zu einem Gläschen Lemberger ein.
Der Erlös aus dem sonntäglichen Kaffee- und Kuchenverkauf geht in diesem Jahr an das Mehrgenerationenhaus in Heilbronn.
Wie das Fest begonnen hat, geht es am Montagabend zu Ende: mit den rockenden „Besenkrachern“.
Zur offiziellen Eröffnung gibt es für alle ein Gläschen Lemberger. Im Bild v.li. Thomas Ballmann, Jürgen Conz, Larissa Salcher, Thomas Csaszar. Caro und die Besenkracher bringen die Kelter zum Beben.