Unterhaltsame Geschichten rund um Dürrenzimmern
Helga El-Kothany
Zur historischen Ortsführung am vergangenen Sonntag in Dürrenzimmern im Zuge der Veranstaltungen zu „50 Jahre Gesamtstadt Brackenheim“ hat Heidi Brose-Schilling in weiser Voraussicht gleich zwei Termine angeboten und damit rund 140 Gäste sehr unterhaltsam in die Geschichte des Ortes eingeführt.
Dabei gibt es über das 825 zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnte „Cimbren“ nicht allzu viel zu erzählen, da wenig über den Ort am Fuße des „Hörnles“ schriftlich festgehalten ist.
Jahrhunderte vergehen, bis wieder eine Erwähnung erfolgt: Eine Priorin aus Lauffen verkauft einen Garten an eine Kapelle, deren Fundamente man unter der jetzigen Kirche vermutet.
Die Maria Magdalenen-Kirche mit den auffallenden zwei Eingangstüren ist zuerst eine Filialkirche der Meimsheimer Martinskirche, wird aber Ende des 15. Jahrhunderts zur Pfarrkirche erhoben.
Bewegung kommt in den Ort mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg. Französische Truppen ziehen auf ihrem Weg zu Besitztümern der Liselotte von der Pfalz durch – und nehmen die beiden Kirchenglocken mit.
Ob durch die Pest oder den 30-jährigen Krieg – immer wieder wird die Bevölkerung des Örtchens dahingerafft oder muss fliehen.
Amüsant ist Heidi Brose-Schillings Schilderung über die Gewohnheiten eines moskowitischen Söldnerheers, das sich in der mittlerweile reformierten Gemeinde während zweier Wintermonate niederlässt. Als orthodoxe Christen fasten sie 40 Tage vor Weihnachten, beten Bilder (Ikonen) an und heben auch noch eine Grube aus, abgedeckt durch ein Zelt, in der sie nackt bei Feuer schwitzen! Dürrenzimmerns erste Begegnung mit einer Sauna!
Unter den Zuhörern sind einige ältere „Zeitzeugen“ aus Dürrenzimmern, die einiges von dem, was erzählt wird, noch miterlebt haben und selbst noch Einzelheiten beisteuern.
Bis heute hängt im Kirchturm die kleine Glocke, die viel erlebt und bisher alles überlebt hat. Auch den Fliegerangriff am 2. April 1945. Der hohe Turm bietet ein ideales Ziel. Er fällt, aber die Glocke bleibt ganz. Im Haus nebenan sterben sieben Menschen.
Wie in Neipperg, Botenheim oder Haberschlacht stehen die wichtigsten Gebäude eng beieinander: Kirche, Kelter, Rathaus. „Die Heilige Dreifaltigkeit“, wie die Leiterin lachend bemerkt.
Was vor 10 Jahren zur Gemeindehalle umgebaut wird, dient ab 1800 als Kelter und Lager von Holzbütten.
Der Bürgermeister bestimmt damals den Beginn der Weinlese, der im Zaberboten veröffentlicht wird: Am ersten Tag lesen Bürgermeister, Gemeinderat und Pfarrer, am zweiten die Witwen und Waisen, danach der „Rest“.
Wenn sich die Trauben färben, dürfen keine Fremden und auch keine Frauen mehr in den Weinberg, worüber der Wengertschütz, der im Weinberg übernachtet, wachen muss. Zu viele kursierende Geschichten lassen jedoch vermuten, dass man es damit nicht immer sehr genau genommen hat.
Später wird die Kelter zur Turnhalle, und auch große Waschmaschinen, z.B. für Bettzeug der Bewohner, sind darin untergebracht. Und baden kann man da auch!
1732 wird das Rathaus gebaut – samt Ausnüchterungszelle.
Von den drei Stadttoren wird erst in den 60er Jahren das letzte auf Höhe der Schule abgerissen, da es in die Hauptstraße ragt und den Verkehr behindert.
Weiter geht’s zum Milchhäusle, wie auch in den anderen Orten ein beliebter Treffpunkt der Jugend, und von dort zum ehemaligen Wirtshaus „Adler“ und zum 1899 erbauten Backhäusle, das so lange erhalten werden muss, solange darin gebacken wird – was leider immer seltener der Fall ist.
In einer Seitenstraße versteckt und mit Efeu bewachsen steht noch die Klosterhofscheune, um 1592 der größte Hof, der später aufgeteilt verschiedene Besitzer hat.
Heute steht das Gebäude, dessen Front sich entlang der Hauptstraße zieht, unter Denkmalschutz. Auffallend sind die beiden Reliefköpfe in Medaillons von wohl ehemaligen Besitzern.
Leider endet die zweite Führung abrupt an der Schule. Ein Starkregen macht an diesem Sonntag vielem ein frühes Ende.