Auf Teller und in Gläser passt noch viel mehr Bio
Wino Bio feiert 30-jähriges Jubiläum mit buntem Programm, Jubiläumsangeboten und impulsgebender Podiumsdiskussion
Helga El-Kothany
Rasch sind die Schattenplätze am heißen Samstagnachmittag auf dem Winklerschen Biohof besetzt.
Mitarbeiter weisen die ankommenden Autos in die temporären Parkplätze ein. Ein von einem Traktor gezogenes Bähnle dreht mit vielen strahlenden Kindern – und Erwachsenen – an Bord seine Runden über die Felder, und auf dem Hof wird an Marktständen eine bunte Palette an Obst, Gemüse, Käse, leckeren Gerichten und Getränken angeboten. Alles in bester Bio-Qualität.
Wino Bio feiert ein Wochenende lang seinen 30. Geburtstag! 30 Jahre nachhaltiger Anbau von Obst und Gemüse! 30 Jahre Vertrieb der erfolgreichen Biokiste!
Besucherin Dr. Beate Langosch-Sinz ist nach einer Runde über den Hof begeistert. „Es ist toll, was es hier gibt, und alles ist so gut organisiert.” Eine Meinung, die Erwin Köhler, MdL, teilt und mit Blick auf die anwesenden Betriebe das funktionierende Bionetzwerk lobt.
Seinen ersten Erfolg habe er erlebt, erzählt Bio-Pionier Jürgen Winkler humorvoll den Gästen, die sich im hinteren Teil des Hofes zur Podiumsdiskussion über die Zukunft der Bio-Landwirtschaft eingefunden haben, als er seine Eltern von der Umstellung ihres Betriebs überzeugen kann.
Mittlerweile ist Tochter Marion Winkler, die die Podiumsdiskussion moderiert, für Vermarktung, Handel und Biokiste zuständig. Der experimentierfreudige „Seniorchef” kümmert sich um den Anbau von Obst und Gemüse, auch solcher Exoten wie Wasser- und Honigmelonen.
Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind die Agrarwissenschaftlerin Isabell Hildermann, seit Kurzem für Bioland tätig, Serina Hirschmann, Klimaschutzmanagerin für das obere Zabergäu, und Bürgermeister Thomas Csaszar. Martin Hahn, MdL und agrarpolitischer Sprecher der Grünen, ist wegen Krankheit verhindert.
Im Gespräch geht es um die derzeitigen Herausforderungen für die Biolandwirtschaft, um ihre Zukunft sowie darum, was in den Kommunen geleistet wird in puncto Klimaschutz, Biodiversität, Trinkwasser, gesunde Ernährung in Kindergarten und Schule und wie man selbst als Konsument den Bioanbau fördern kann.
„Eine biopolitische Katastrophe!” So bezeichnet Isabell Hildermann die momentane Kriegssituation, verantwortlich für einen massiven Einbruch der jahrelangen positiven Entwicklung von Bio-Lebensmitteln. Verbraucher kauften vermehrt wieder in Discountern. Dabei seien Bioprodukte wichtig für den Schutz von Luft, Wasser, Erde und somit fürs Klima. Ein gesunder Humusaufbau schütze bei Extremwetter.
„Biolandwirtschaft, Stadt und Klimaschutz gehören zusammen”, sagt Thomas Csaszar als Bürgermeister einer Klimaschutzstadt. Er verweist auf verstärkte Installationen von PV-Anlagen und spricht sich für Windkraftanlagen in der Region aus. Weiter erinnert er an das Nachhaltigkeitsziel der UN: sauberes Trinkwasser für alle. Einen Sportplatz damit zu bewässern, gehe gar nicht. Ein Biocaterer beliefere die Brackenheimer Kindergärten. Schüler müsse man für die Klimafrage schrittweise sensibilisieren.
Mehr Begrünung und weniger Beton, um dem Klimawandel zu begegnen, fordert Serina Hirschmann für die Innenstädte. Radwege müssten ausgebaut, Geschäfte wieder in die Ortsmitte geholt werden, um Autofahrten zu Märkten außerhalb zu reduzieren. Auch sie setzt auf mehr Schulprojekte und Aufklärung zum Thema Ernährung. Über die Schule erreiche man die breite Masse, in der es noch viele Defizite gebe.
Zahllose weitere Punkte kommen zur Sprache, die auch von Zuhörern nachgefragt und im Anschluss diskutiert werden. Winzer Thomas Winkler plädiert für begrünte Felder, auch im Winter, als Beitrag zur regenerativen Landwirtschaft. Mit einem Verweis auch auf Insekten und Vögel als Nutznießer bedankt sich Norwin Hilker bei Jürgen Winkler für dessen Leistung: „Die Welt blüht dank Bio-Landwirtschaft wieder auf.“