Wertvolle Bücherschenkung an das Stadtarchiv
Das Stadtarchiv erhielt letzten Monat eine außergewöhnliche Schenkung an Büchern, die aus einer alten privaten Büchersammlung stammen. Der großzügigen Geberin sei an dieser Stelle im Namen der Stadt Brackenheim herzlich gedankt.
Diese Büchergabe besteht aus Publikationen des 18. und 19. Jahrhunderts, unter anderem Darstellungen über Geschichte und Geographie für Kinder und Jugendliche, einer Anleitung zur „vernünftigen Gesundheits-Pflege für Stadt- und Land-Schulen“ sowie einem Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichtskunde.
Zu der Schenkung gehört ferner ein großer schweinslederner Folio-Band (32x22,5cm), der zwei Drucke aus dem Jahre 1582 enthält: zum einen die „Neuwe Chorographia und Histori Teutscher Nation“ des aus Biberach an der Riß stammenden lutherischen Theologen und Hochschullehrers Jakob Schopper (1545–1616), zum anderen die ins Deutsche übersetzte Beschreibung der Niederlande des Florentiners Lodovico Guicciardini (1521–1589).
Schoppers Abhandlung umfasst 850 Seiten, darunter ein umfangreiches Register, ergänzt um Quellenangaben, die von seiner großen Belesenheit zeugen. Seine im patriotischen Sinne verfasste Chronik, eine Kultur- und Kirchengeschichte deutscher Nation bis zur Reformation, enthält eine Darstellung des Schwabenlandes, in der Schopper tatsächlich auch das „Stättlin“ Brackenheim erwähnt. Zum Herzogtum Württemberg, dessen umfangreichen Weinbau er hervorhebt, schreibt Schopper nämlich:
„Das Hertzogthumb Wirttenberg hat viel Stätt / vnder welchen Stuttgart / die Haupstatt / vnd deß Hertzogen Sitz ist / Allda ligen auch Tübingen / welche von einer löblichen Evangelischen Hohenschul allda (die mit gelehrten Männern in allen Facultatibus herrlich gezieret ist) hochberühmpt ist / Item / Weiblingen und Hohen Stauffen / welche dem Römischen Reich hochlöbliche Keyser / nemlich Keyser Friederich Barbarossam / die Conrados / Heinricos vnnd Philippos gegeben haben. // Der Fluß der Necker / laufft mitten durch diß Landt / empfacht viel andere Wasser / als die Nagolt / Rems / Cocher / Jagst / vnd kompt hernacher in Rhein. // Es hat schier allenthalben Weinberg / wo der Necker fürlaufft / welchen Wein man den Necker Wein nennet / wirt ins gantz Schwabenlandt außgefürt. // Das Zabergöw ist ein stück dieses Landts / hat den namen vom Wasser der Zaber / ligt darinn das Stättlin Binicken vnd Brackenheim.“
Das Schopper’sche Werk wurde in Frankfurt a. M. von Peter Schmidt gedruckt und von Sigmund Feyerabend verlegt. Am Ende des Bandes befindet sich das Drucker- und Verlegerzeichen Feyerabends. Es handelt sich um eine sogenannte Druckermarke, ein sinnbildlich gestaltetes Erkennungszeichen der frühneuzeitlichen Buchdrucker. Sigmund Feyerabend hatte seines von dem Schweizer Maler und Holzschneider Tobias Stimmer (1539–1584) anfertigen lassen. Zu sehen ist die Personifikation der Fama mit fliegenden Haaren auf einem Stein stehend und in zwei Posaunen zugleich blasend. Die Devise in lateinscher Sprache besteht aus zwei Versen und lautet: Pervigiles habeas oculos animumque sagacem / si cupis, ut celebri stet tua fama loco. – Auf Deutsch: „Du solltest wachsame Augen und einen scharfen Verstand haben, wenn du willst, dass dein Ruf an prominenter Stelle steht“ (unser Dank geht an den langjährigen Lateinlehrer am Zabergäu-Gymnasium Wolfgang Eisbach für die Entschlüsselung und Übersetzung dieser Umschrift).
In der Brackenheimer Archivbibliothek ist der Frankfurter Folio-Band von 1582 nun das zweitälteste Druckerzeugnis nach der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. aus dem Jahre 1562. Die Stadtarchivarin freut sich über diese wertvolle Bereicherung der Bibliothek!
Druckermarke Sigmund Feyerabends (1528–1590), des seinerzeit bedeutendsten Druckers, Verlegers und Buchhändlers in Frankfurt a. M., der 1582 als Erstausgabe die vielgelesene Chronik „Neuwe Chorographia und Histori Teutscher Nation“ des Theologen Jakob Schopper herausgab.